Bezeichnungen und Begrifflichkeiten bei Fahrzeugen
Die GOE verwendete ein zwar zeittypisches aber dennoch spezielles System ihre Lokomotiven zu bezeichnen
Baureihenbezeichnungen
Es gab solche, in Form und Zweck des durch die Reichsbahn aufgestellten Nummernplan, bei der GOE nicht. Die GOE unterschied erst einmal nur nach der Verwendung der Lokomotive, nach Achsfolge bzw. bes. Einrichtungen und nach Grund-Musterzeichnung, wobei unterschiedliche Ausführungen nicht immer getrennt wurden
- Schnellzug- und Personenzuglokomotiven
2 B Schnellzuglokomotive mit Dampftrockner (Verbundanordnung)
2 B Personenzuglokomotive mit Dampftrockner (Verbundanordnung)
2 B Personenzuglokomotive (Zwillingsanordnung)
B Personenzuglokomotive (Verbundanordnung) - Lokomotiven für gemischten Dienst
B Lokomotive für gemischten Dienst
B Lokomotive für gemischten Dienst - Güterzuglokomotiven
C Güterzuglokomotive (Verbundanordnung)
C Güterzuglokomotive mit Dampftrockner (Verbundanordnung) - Tenderlokomotiven
1 B 1 Tenderlokomotive
C Tenderlokomotive für Nebenbahnen
B Tenderlokomotive für Verschubdienst
B Tenderlokomotive mit Luftdruckbremse
B Tenderlokomotive für Nebenbahnen
B Tenderlokomotive für Verschubdienst
1 A Tenderlokomotive für Verschubdienst - Tenderlokomotiven für Kleinbahnen
(diese nach ihrem Verwendungsort)
Kamen neue Lokomotiv-Baumuster hinzu, so wurden sie in dieses System hinein "gepfrimelt".
Unterscheidung der einzelnen Lok
Die einzelne Lok wurde über ihre Betriebsnummer (Seriennummer) und ihren Namen bezeichnet und unterschieden. Anhand der Betriebsnummer konnte sie keiner Grundzeichnung zugeordnet werden, einzig über den Namen war eine Zugehörigkeit ableitbar, da diese innerhalb der Zeichnung einen gewissen Zusammenhang hatten. Aber auch hier gab es Abweichungen und Ausnahmen.
Die oftmals in der Literatur zu findenden Bezeichnungen analog der preußischen Nomenklatura sind im Bereich der GOE nicht nachweisbar und mit hoher Wahrscheinlichkeit, zumindest bahnamtlich, nicht verwendet worden. Sie wurden den Lokomotiven erst mit der Einordnung in den Nummernplan der Reichsbahn zugeschrieben.
Auch darf nicht vergessen werden das die preußischen Gruppen-Buchstaben "S", "P", "G" und "T" keine Baureihen sondern Leistungsgruppen innerhalb der einzelnen Verwendungs-/Bauformgruppen bezeichneten.
Auch wenn uns dieses Chaos heute sehr befremdlich erscheint, so stellte es damals kein Problem dar. Zwar verfügte die GOE 1914 über 207 Lokomotiven, doch vieles was heute weit entfernt vom Geschehen verwaltet wird, wurde damals sehr nahe am Geschehen vor Ort geregelt. Die Direktion wußte über die (Serien-)Nummer und den Namen um welche Lok es sich handelte. Dazu hatte sie ja ihr Inventar-/Lokverzeichnis. Der Beamte in der Lokleitung kannte seine Maschinen und konnte sie den jeweiligen Zügen zuweisen. Dazu brauchte er keine Verzeichnisse oder Handbücher. Vor allem kannte er sicherlich auch die ganz speziellen Eigenheiten der jeweiligen Maschine. Diese heute wohl als "hands-on aproach" bezeichnete Herangehensweise war unerlässlich da wohl kaum eine GOE-Maschine der anderen glich, allerhöchstens noch wenn sie aus einer Serie stammten, aber auch dann nicht immer. Streng genormt war damals das wenigste bis gar nichts genormt.