Anstrich und Beschilderung/Anschriften der Fahrzeuge der Großherzoglich Oldenburgischen (Staats-)Eisenbahn
Vorbemerkung
Meiner Meinung nach gibt es nicht "DIE" richtigen, sonder nur glaubhafte Farbtöne. Zum einen gab es wohl bis zum kriegsbedingten Beginn der Entwicklung von Fertigungsnormen, keine Normfarbtöne, diese wurden erst nach dem 1. Weltkrieg durch den Reichsausschuß für Lieferbedingungen mit den nach ihm benannten RAL-Farben standartisiert, zum anderen arbeiteten nicht nur die Eisenbahnverwaltungen mit Mustern, nach denen die Lieferanten zu ferrtigen und zu liefern hatten. Die oftmals als maßgeblich angesehenen zeitgenössiscchen Modelle halte ich zwar für sehr gute, wenn nicht gar einzige Quelle zur Lösung von Detailfragen. Aber sie waren und sind eben Ausstellungsstücke, die über einen langen Zeitraum den Umwelteinflüßen ausgesetz gewesen sind, wodurch eine Veränderung der Farbtöne nicht ausgeschlossen werden kann, zum anderen wurden diese Modelle nicht angefertigt um in mehr als 100 Jahren Modelleisenbahner glücklich zu machen, in dem diese mit Vergleichsmustern eines zu diesem Zeitpunkt noch nicht existenten Systems "DEN" richtigen Farbton bestimmen können, sondern sie sollten den zeitgenössischen und durchaus auch dem zukünftigen Betrachter das Aussehen, respektive die Anmutung, der Fahrzeuge zum Entstehungszeitpunkt des Modells augenfällig werden lassen. In diesem Zusammenhang sei auch auf das Protokoll der Sitzung des Güterwagenausschußes vom 26. - 28. April 1911 in Luxemburg verwiesen; "das sich vollständige Einheitlichkeit in der Farbe nicht erreichen lassen wird. Er beschließt daher, daß es den einzelnen Verwaltungen überlassen werden könne, den 'Farbton zu wählen, jedoch unter der Voraussetzung daß allzu helle und allzu dunkle Töne vermieden werden und möglichst nur mittlere Töne zur Verwendung gelangen." Der rotbraune Anstrich der Güterwagen sollte also nicht zu rot aber auch nicht zu braun sein, Abweichungen im Farbton anderer Verwaltungen durchaus statthaft seien. In diesem Zusammenhang sei auch auf die zahlreichen "Farbflecken" auf Fahrzeugen der Bundesbahn und Nachfolgern in Folge von Ausbesserungen und ähnlichem verwiesen, die trotz Normierung vorhanden waren und noch immer sind.
Es kommt auf den Gesammteindruck an, alles was nicht zu hell und zu dunkel ist, sich also in der Mitte bewegt, ist glaubhaft.
Zusammenfassend darf von eher dunklen, gedeckten Farben ausgegangen werden um die zu dieser Zeit mehr als heute auftretende Verschmutzung im laufenden Betrieb nicht allzu augenfällig werden zu lassen. Dennoch dürften die Lokomotiven und Reisezugwagen durchaus gepflegter gewirkt haben als dies heute der Fall ist, da die Verwaltungen damals sehr viel Wert auf das Aussehen ihrer Fahrzeuge legten und sie diese regelmäßig, kurzfristig reinigen und putzen ließen. Dieses läßt sich auch aus damaligen Aufnahmen ableiten. Modellbahner sollten sich deshalb mit dem Altern von Epoche I Material zurückhalten wenn nicht gar dieses unterlassen.
Die GOE orientierte sich an der Farbgebung der Preußischen Staatsbahn. Dies geht zweifelsfrei aus dem zeitgenössischen Schriftverkehr hervor, in dem sich durchgängig auf die Vorschriften der KPEV bezogen wird und nur die jeweiligen Abweichungen genannt werden.
Lokomotiven
Farbgebung
11 Landwürden, historische Aufnahme
Farbe | vergl. RAL-Farbton | Verwendet für |
Grün | 6020 Chromoxidgrün | Aufbauten (Kessel, Führerhaus, Tender), Zylinder (Seitenverkleidung) |
Rot | 3002 Kaminrot | Rahmen (Fahrwerk, Pufferbohle), Radkörper, |
Schwarz | 9005 tiefschwarz | Rauchkammer, Schlot, Zylinder, Führerhausdach, (teilweise Radreifen und Kesselringe) |
blank | Gestänge |
Von zeitgenössischen Aufnahmen kann abgeleitet werden das bei einigen Lokomotiven die Radreifen farblich abgesetzt waren, bei anderen nicht. Auch sind Zierlinien wie an preußischen Loks zur gleichen Zeit bei der GOE nicht nachweisbar. Einzig abgesetzte Kesselringe sind bei einigen Loks erkennbar.
Die heute im Deutschen Museum in München ausgestellte Lok 11 Landwürden wurde 1900 von ihrem Hersteller Kraus erworben, aufgearbeitet und dem Museum zur Verfügung gestellt. Ob die Aufarbeitung den heutigen Anforderungen einer Restaurierung entsprach mag dahingestellt bleiben. Da das Museum auf meine Anfrage mitteilte das es über keinerlei Aufzeichnungen hierzu verfügt, ist keine abschließende Bewertung möglich.
Meiner Meinung nach dürfte Kraus zwar eher an die Werbung für seine Unternehmung, als an zukünftige Historiker und Modellbahner gedacht haben. Da die Landwürden aber ausdrücklich für das Museum erworben wurde, ist es nicht unwahrscheinlich das sie in der Tat den Zustand den sie beim Ausscheiden hatte, zeigt. Somit ist diese Quelle zwar kritisch zu betrachten ist, aber durchaus geeignet ist. Vor allem da Details dadurch ableitbar und klärbar sind.
Gesichert ist das die Farbgebung der Oldenburger Loks von der der KPEV abwich.
Detailaufnahmen der erhaltenen Lok "Landwürden"
Modell der Lok "Venus"
Die Zylinder und das Fahrwerk haben die preußische Farbgebung, die hier falsch ist.
Beschilderung
Bild | Maße (mm) | Anbringung Lok/Tender | Bemerkung | |
Altersschild | 100 x 50 | Rauchkammer, oberhalb Verschluß, unter Loknummer | ||
Eigentumsschild | 240 x 170 | Mitte Führerstand / Mitte Tender | erst ab 1906 (ges. Vorgabe) |
|
Fabrikschild | ca 219 x 137 | unter Leistungszeichen / unter Nummerschild | ||
Leistungszeichen | 100 x 100 | unter Eigentumsschild | a, b, c, gab die militärische Verwendbarkeit an. a = nicht, c = voll verwendbar |
|
Namensschild | X x 148 | Mitte Kessel bzw. Wasserkasten | ||
Nummerschild | 300 x 148 | Rauchkammer, über Alterschild / unter Eigentumsschild | ||
Vorratsschild | In etwa wie Nummernschild | Kohlekasten/Wasserkasten / hinten unten | uneinheitliche Anbringung insbes. bei Tenderloks |
Wagen
Personenwagen
Anstrich und Beschriftung entsprach weitesgehend den preußischen Vorschriften, Ob die GOE den Wechsel zum einheitlichen grün bei der KPEV gemäß Anordnung vom 08.01.1913 mit vollzogen hatte, muss noch geklärt werden. Nach derzeitigen Stand ist es durchaus möglich, muss aber nicht. Die Eigentumsangabe erfolgte zuerst mit dem Schriftzug "Oldenburg" unter Krone.
Dieser wurde etwa um 1906 durch das farbig ausgeführte Landeswappen über der Abkürzung GOE in Schriftband, analog dem Eigentumsschild der Lokomotiven, ersetzt.
farbliche Rekonstruktion
Ci (Personenwagen 3. Klasse mit Übergangsbrücke) der GOE.
Güterwagen
Anstrich und Beschriftung entsprach den preußischen Vorschriften, die Eigentumsangabe erfolgte mittels Schriftzug "Oldenburg" unter Krone. Hervorzuheben ist das die Oldenburger Güterwagen vorschriftsgemäß weiße Dächer (Leinwandüberzug mit Leinölfirniss) hatten. Diese dürften allerdings im Betrieb recht bald immer dunkler geworden sein
Venmz (Verschlagwagen) der GOE.
Näheres findet sich in diesen Büchern: