Firma, Eigenbezeichnung, Fremdbezeichnung

Zur Beantwortung dieser Frage muss man sehr genau hinschauen und trennen von wem bzw. was man spricht.

Firma

Unter "Firma" versteht man den Namen unter dem eine Unternehmung bzw. eine Dienststelle rechtlich auftritt. In diesem Fall ist es die "Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn-Direktion" in zeitlich unterschiedlicher Schreibweise. Diese Bezeichnung wurde immer dann gewählt wenn es würdevoll "und wir meinen das auch so" amtlich zu ging.

Eigenbezeichnung

Gegenüber dem Publikum trat sie abgekürzt "G.O.E." gegenüber. Diese Abkürzung sah man an den Loks und Personenwagen und diese Bezeichnung war landläufig. Ob damit die "Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn" oder die amtliche Bezeichnung/Firma "Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn=Direktion" gemeint war, ist bislang nicht abschließend geklärt.

Wenn die Verwaltung auftrat, so war es die "Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn-Direktion".

GOE Dir GOE Verschmarke
 Frachtbrief v. 1909  Verschlussmarke


Es kam aber auch die Bezeichnung "Großerzogl. (Oldenburgische) Eisenbahnverwaltung", in zeitlich unterschiedlicher Schreibweise, vor. Zu finden auf Druckwerken für den internen und externen Gebrauch, als auch auf einer "Dienstmarke".

GOE Marke kl
"Dienstmarke" für Schranken und Bahnwärter*Innen


Offiziell hieß es "Brustschild" und war zur Kenntlichmachung der "Wander-, Bahn-, Brücken-, Schranken- und Hülfswärter" gedacht. Da diese in der Regel keine Uniform trugen sondern ganz normales "Arbeitszeug", sie also nicht so ohne weiteres als Bedienstete erkennbar waren, fungierte es als Legitimationszeichen. Es gab ein ähnliches auch für "Portiers"

Sie als Art "Bahnpolizeimarke" zu betrachten, ist vor dem Hintergrund das diese Bezeichnung im Eisenbahnkontext einen weiteren Bedeutungsumfang hat, durchaus berechtigt. Jedenfalls wirkt sie sogar heute noch gegen aufdringliche Menschen in Berliner Bahnhöfen.

Auf einem zeitgenössischen "Rettungskasten" (Sanitätskasten) findet sich die Abkürzung "G.O.St.E.", vermutlich für "Großherzoglich Oldenburgische Staats-Eisenbahn". Es scheint also selbst innerhalb dieser doch vergleichsweise überschaubaren Verwaltung eine gewisse Unklarheit bzw. Varianz bestanden zu haben.

KPEV

In diesem Zusammenhang sei auf die große "KPEV" verwiesen. Diese Abkürzung stand zwar an den ganzen Wagen dran und jeder wusste was gemeint war, es gab sie nur überhaupt nicht. Die Königlich Peußische Staatseisenbahn, man müßte sogar richtigerweise eher von "Staatseisenbahnen" im Plural sprechen, bestand aus mehr oder weniger selbstständigen Königlichen Eisenbahndirektionen, die zwar miteinander sprachen, doch ansonsten ihr eigenes Ding machten und sich selbst verwalteten. Faktisch zig kleine Länderbahnen im großen Preußen. Diese Direktionen unterstanden direkt dem "Ministerium für öffentliche Arbeiten", dem seinerseits andere eisenbahnspezifische Fach-Dienststellen unterstanden, die den Wildwuchs der lokalen Betriebsmittel durch erlass sog. "Normalien", also standartisierter Musterzeichnungen, Einhalt gebieten und einzudämmen versuchten. Faktisch waren insbesondere selbst auf die gleichen Normzeichnungen beruhende Lokomotiven allerhöchstens noch in der Bauserie einigermaßen vergleichbar, man konnte aber nicht wirklich darauf vertrauen.

Fremdbezeichnung

Die GOE war eine Bahn mit vergleichsweise bescheidenen Fähigkeiten und einem den landesspezifischen Gegebenheiten angepasstem Betrieb. Man fuhr eher gemütlich und langsam als rasant und schnell. Man darf aber nicht vergessen das die damals zulässige Höchsgeschwindigkeit grundsätzlich bei 100 km/h für Personenzüge mit durchgehenden Bremsen auf Hauptstrecke lag. Eine solche "Schnellfahrstrecke" war nur die zwischen Bremen und Wilhelmshaven vorhanden.  Darum verwundert es nicht das "G.O.E." landläufig mit "Ganz Ohne Eile" übersetzt wurde. Berechtigt war es, das Personal hört es allerdings verständlicher Weise nicht so gerne. Darum wurde eine dahingehende Bemerkung des Publikums auch gerne mal freundlich mit "Große Ochsen Einsteigen" berichtigt, denn man hielt sie für eine "Ganz Ordentliche Eisenbahn". (August Hinrichs; "Rund um den Lappan"; Oldenburg 1944; S. 9)