Baedecker's Nordwestdeutschland - 1902

13. Von Bremen über Oldenburg und Leer nach Norden.

157km. Schnellzug (nur Juli-Sept.) in 4 1/4 St. für M 12,70, 9.50, 6, 40 Personenzug in 5 1/4 St.

Baedeker Karte S 75

Bremen s. S. 55. — Der Zug überschreitet die Weser (l. Blick auf die Altstadt) und hält in (2,4 km) Bremen-Neustadt.  — 14km Delmenhorst (Bahnhofshotel), oldenburg. Stadt von 16600 Einw. an der Delme, 1247, nach dem Kreuzzuge gegen die Stedingcr, gegründet, mit alter Burg. Nebenbahn über (48km) Vechta (S. 69) nach (92.km) Bramsche (S. 69). 22 km Grüppenbühren; unweit der Wald von Hasbruch, mit uralten Eichen. —28 km Hude. 40 Min. vom Bahnhof die großartige Kirchenruine eines 1536 zerstörten Cistercienserklosters (frühgotigcher Ziegelbau, 1296 begonnen).
Von Hudede nach Nordenham, Eisenbahn in ca. 1 1/2 St. durch ehemals friesisches Marschland an Ostseite des Jadebusens. -26km Brake, mit 4700 Einw. Nebenbahn nach (32km) Oldenbnrg. Nordenham: (Gasth. Hot. zur Börse; Dampflähre in 3/4 St. nach Geestemünde, S. 64), mit Hochsee-Fischereihatfen.
44km Oldenburg.

Oldenburg.
Hotels

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Restaurants u.a.
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Baedeker Stadtplan

Oldenburg, an der Hunte, als „Oldenburg" zuerst erwähnt, 1345 mit dem Stadtrecht beschenkt, bis 1667 Sitz der Grafen von Oldenburg, dann bis 1773 dänisch. seit 1777 Residenz der Herzöge (seit 1815 Großherzöge) von Oldenburg (Holstein-Gottorp), ist eine Stadt von 36 000 Einw. (mit den Vororten). Die Altstadt ist von schönen Villenstraßen umgeben.

Vom Bahnhof (Pl. D2) führt die Kaiserstraße südl. zum Stau (Pl. C D 3), an der Hunte, wo Ecke der Gottorpstraße das Landes-Kunstgewerbemuseum (Pl. 3a: C 3; Eintritt tägl. '10-1 Uhr, sonst durch den Hauswart; Direktor: G. H. Nurten).

Das Museum enthält u. a. Eisenarbeiten, Selmitzereien, Gewebe, größere kirchliche Holzskulpturen, Schiffsmoaelle, bäuerliches Hausgerät, Kopie des sog. Oldenburger Wunderhorns (xv. Jahrh. ; Original in Kopenhagen), Abguß der Renaissancedecke im Schloß zu Jever, Bauernstube aus dem Ammerlande. Im Vorhof eine Halle mit Steinskupturen, Wappen und Taufsteinen.

Welter durch die Ritterstraße, mit (l.) der 1894 erbauten Landesbank, zum Markt.

Am Markt, mit Monumentalbrunnen, das Rathaus (Pl. 1 : B 4) 1885-87 nach Plänen von v. Holst und Zaar erbaut, und die Lambertikirche (Pl. 5 : B 4), ein gotischer Backsteinbau aus dem XIII. Jahrh., im xvlll. Jahrh. umgebaut, 1874-86 fünftürmig neu hergestellt.

Das großherzogl. Schloß (Pl. C 4), ein an Stelle der alten Burg des XII. Jahrhunderts 1607-20 von J. Reinhard und dem Italiener Andrea Spezea errichteter Renaissancebau, ist im XVIII. und zu Anfang des XIX. Jahrh. wiederholt umgebaut worden; der Westflügel, mit Fresken von A. Fitger (Scenen aus der Oldenburg. Sage und Geschichte), stammt aus den J. 1894-99. Die alten Räume enthalten eine Anzahl neuerer Bilder und einige Skulpturen (Führung durch einen Diener; Trkg. 1-1 1/2 M). — Außerdem sind hier die großherzogt. Bibliothek (auf Anfrage im Kammerherren-Amt zugänglich) eine bedeutende Kupferstichsammlu.ng, Münzsammtung u. a.

Auf dem Schloßplatz, westl. vom Schloß, ein kleines Bronzestandbild des Herzogs Peter Friedrich Ludwig (gest. 1829), von Gundelach (1893). Nördl. dem Schloß gegenüber der Marstall (stets zugänglieh). Südlich der reizende Schloßgarten (Pl. B A 5, 6) , mit einem Weiher und Gewächshäusern; beim Eingang das 1896 erbaute Elisabeth Anna-Palais, Wohnung des Großherzogs.

Jenseit der Hunte liegt am mittleren Damm 1. das Palais (Pl. C 5 Zutritt gestattet), mit vortrefflichen neueren Ölgemälden von K. F. Lessing, Osw. Achenbach, Fr. Preller, H. Makart, A. Böcklin (Villa am Meere), H. Baisch, Salinas u. a.

Unweit südl. vom Palais ist am äußeren Damm Nr. 13 das großherzogl. naturhistorische Museum (Pl. C 5), 1876-79 von Schnitger im Renaissancestil erbaut. Eintritt Mi. So. 3-6 (im Winter 2-4) So. 12-2 Uhr. Kein Katalog. Direktor: Dr. Martin.

Kellergesehoß : friesische Steinsärge. - Treppenhaus und Vorzimmer des Erdgeschoss: ethnographische Sammlung. - Hauptraum des Erdgeschoss: vorgeschichtliche und frühgeschichtliche Alltertümer. - I. Stock: Obst- und Pflanzennachbildungen, Petrefakten, Mineralien, wirbellose Tiere, Fische, Amphibien und Reptilien. - II. Stock: Vögel und Säugetiere.

Die Landesbibliothelc, neben dem Museum, enthält c. 118.000 Bände, darunter wertvolle Handschriften und Wiegendrucke, sowie eine deutsche Bibel von 1541mit Lutherautograph. (Zutritt Wochentags 10-11/2 Uhr; Oberbibliothekar: Dr. Mosen); im Erdgesehoß das großherzogl. Archiv.

An der Elisabethstraße Nr. 1 liegt das Augusteum (Pl. C 5), 1866 von Klingenberg im Spätrennissaneestil erbaut, mit der großherzogl. Gemäldcgaterie älterer Meister. Die Galerie, deren Grundstock die 1804 von Herzog Peter v. Holstein-Oldenburg angekaufte Sammlung des Malers W. Tischbein (86 Gemilde; jetzt 336) bildet, umfaßt neben schönen Oberitalienischen Bildern der Renaissancezeit namentlich zahlreiche vortreffliche Holländer des XVII. Jahrh., darunter eine Landschaft und mehrere Frühwerke von Rembrandt, sowie einige gute vlämische Gemälde (Rubens). Eintritt Wochentags 10-1, Sonn— und Festtags 12-2 Uhr frei•, Katalog 75 Pf.

Baedeker S 68 Augustheum
Baedeker S 69 Augustheum

Am Theaterwall, im SO. der Altstadt, liegen das Gymnasium (Pl. A B 4) und das nach dem Brande von 1891 neu aufgeführte Theater (PI. A 4). Unweit n.w., an der Herbartstraße, ist die
Oberrealschule (Pl. 4 : A 3); davor eine Büste des zu Oldenburg geborenen Philosophen Herbart (1776-1841). — Auf dem Friedensplatz (Pl. A 3) steht als Kriegerdenkmal für 1870/71 die Friedenssäule; an der Westseite die 1893 - von Spieske erbaute Friedenskirche (Pl. 2). — An der Peterstraße ist die kathol. Kirche (Pl. 6: A 3), ein Backsteinbau von Lutz (1873-76).

An das Villenviertel auf den Dobben, s.w. vom Theaterwall, grenzt der hübsche Waldpark des Everstenholzes (PI jenseit A 5).

Baedeker S 69 OL OS

59km Zwischenahn (Gasth. : Kurhaus, P. 4-6 M; Meyer's Hot. , beide am See), freundlich an einem See, dem Zwischenahner Meer, gelegen, beliebteg Ausflugsziel der Oldenburger; Dampfschiff über den See nach dem Gasth. Dreaergen. — 68km Ocholt. Nebenbahn nach (7km) Westerstede. Die Bahn durchschneidet das große Hochmoor (S. 74); s.w. das Saterland, mit friesisch sprechenden Bewohnern. - Jenseits (77km) Augustfehn, mit großem Eisenwerk, über die preußische Grenze. - 90km Leer. Weiter nach (157km) Norden s. R. 15.

14. Von Bremen nach Wilhelmshaven. Von Sande nach Norden.

Nach Wilhelmshaven, 97km, Schnellzug in c. 2 1/4 St für M 6.00; 4.40; 3.00. Von Bremen bis (44km) Oldenburg s. R.13. Weiterhin meist durch Weideland.

57 km Rastede, einst reiches Benediktinerstift, gegründet 1121, 1500 in ein Lustschloß umgewandelt, mit großem englischem Park; jetzt Sommerresidenz des Großherzogs von Oldenburg.

70km Varel (Gasth.: H. Ebolé, gut; Victoria-H., Z. F. 2 1/4 M), freundliches Städtchen von 5200 Einw., mit Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Beliebte Spaziergänge in der waldreichen Umgebung nach dem (20 Min. w.) Kaffeehaus im Vareler Holz und nach dem (1. St.) Mühlenteich (Rest. ). Von dem eisernen Leuchtturm am (2 1/2km) Hafen (Bäder) guter Blick über den Jadebusen.

Baedeker S 70 WHV

Wilhelmshaven, freundliche Stadt von 22600 Einw., Deutschlands befestigter Nordseekriegshafen, Sitz des Kommandos der Marinestation der Nordsee, 1855-69 von Preußen auf einem 1853 von Oldenburg erworbenen Gebiet angelegt, liegt an der Nordwestseite des Jadebusens, eines im XIII. und im XVI. Jahrh. durch Einbruch der Sturmfluten entstandenen 163 qkm großen Wasserbeckens, das durch einen 5km breiten Meeresarm, die eigentliche Jade, mit der Nordsee in Verbindung steht.

Ostl. vom Bahnhof dehnt sich der Friedrich-Wilhelmplatz aus, mit Anlagen und, an der S.-Seite, einem Brcnzestandbild Kaiser Wilhelms 1., von Schuler (1895; Pl. 2). Südl. davon die Elisabethkirche (Pl. 4) und, unweit östl., der Marktplatz, an dessen W.-Seite die Post (Pl. S) und das Rathaus (EI. 9) liegen. Die an der S.-Seite des Rathauses vorbeiführende Roonstraße ist in ihrem westl. Teil die Hauptstraße der Stadt.

Baedeker Karte WHV S 71

An der N.-Seite des Friedrich -Wilhelmplatzes ein Bronzestandbild des Admirals Prinzen Adalbert von Preußen († 1873; Pl. 1), 1882 nach Schuler's Entwarf errichtet, und die Marktstraße, die zum Haupteingang der
KAISERL. WERFT führt. Das die Häfen, die Docks und Hellinge umgebende Terrain mit sämtlichen Werkstätten und Lagerhäusern der Werft ist von einer Mauer rings umschlossen; zur Besichtigung (Wochentags 8-11 1/2 U. Vm., 1 1/2-5 U. Nm.; Sonnt. wird nicht ge
arbeitet) bedarf man einer Erlaubniskarte, die man in der Polizeiwache der Oberwerftdirektion (PI.14 beim Haupteingang erhält (50 Pf. für 1-3 Pers., nur für deutsche Reichsangehörige). Eine flüchtige Besichtigung der Werft (dem begleitenden Feuerwehrmann ein Trkg.) und eines Kriegsschiffes dauert c. 2 St. Östl. vom Eingang liegt der Bauhafen (377m lang, 226m breit), mit drei Trockendocks, von denen zwei 138m lang, 26m breit, über 9m tief sind, das dritte 120m lang ist, und Hellingen zum Bau von Schiffen jeder Art. — Ostl. steht der Bauhafen mit dem Ausrüstungshafen (1168m lang, 136m breit) in Verbindung, dessen Ostende sich mit 48m langen Schleusen zunächst in den Vorhafen (188m lang, 125m breit), dann in die „Alte Einfahrt" öffnet. — Der Neue Hafen (70 000qm groß, 8m tief) ist für die in Dienst gestellten Kriegsschiffe, für Handelsfahrzeuge und, auf der SO.-Seite in einer besonderen Abteilung, für Torpedoboote bestimmt. Mit der 1886 eröffneten „neuen Einfahrt" ist er durch eine 174m lange Schleuse verbunden ; westl. schließt der Ems-Jadekanal an, ebenfalls mit einer Schleuse.

Nördl. vom Friedrich-Wilhelmplatz der Park, mit einer Wirtschaft (Pl. 7) und dem Wasserturm (Pl. 13; Aussicht; Eintr. 25 Pf ) - 1/4 St n.ö. von der kath. Garnisor4irche das Observatorium, mit Zeitball.

Ein kleiner Dampfer fährt 5-6 mal tägl. in 20 Min. (80 Pf.) nach Eckernförde (Kurhaus 12 Z, zu 1-1 1/2, P. 3 1/2 M) an der NO.-Seite des Jadebusens; Seebad 40 Pf. 1 St. nördl. von hier liegt Togens (Gasth. Strandhotel, 12 Z. zu 1 1/4, P. 4 M), Beide Orte hallen guten Sandstrand.

Von Sande nach Norden.
62km. in c. 3 St.

Sunde s. S. '70. Dic Bahn führt bis Norden durch Weide- und Ackerland.

13km Jever (Bahnrest. ; Gasth. : Hof von Oldenburg, am Markt, Z. 2-3, F. 1, M. 2 M gut /, Erbgroßherzog, Z. F. 2 1/2, M. Schwarzer Adler), Stadt von 5500 Einwohnern, Hauptort des ehemals friesischen Jeverlandes, das bis 1575 eine selbständige Herrschaft bildete (seit 1818 oldenburgisch). — Die Bahnhofstraße führt in 5 Min. zur Stadt. In den Anlagen l. ein 1896 errichtetes Standbild des Chemikers Eilh. Mitscherlich (1794-1863); r. ein Denkmal des ebenfalls aus Jever stammenden Historikers Fr. Chr. Schlosser und ein Bronzestandbild des Fräulein Maria von Jerer (s. unten), von H. Magnussen (1900). Weiter durch die Prinzenallee zum Schloss, einem 1834-40 durch „Restauration" sehr entstellten Bau des xv. -xvi. Jahrhunderts; im Audienzsaal eine in Eichenholz geschnitzte *Renaissance-Decke (1566), angeblich nach dem Entwurfe des Antwerpeners Cornelis Floris. Die Stadtkirche enthält das Marmorgrabmal Edo Wiemkens d. J. (+ 1511), von seiner Tochter Maria, der letzten friesischen Herrscherin, 1561-64 durch C. Floris errichtet. Rathaus von 1609, die Täfelung der Ratsstube aus den J. 1614-16. In der Neustraße das Restaurant von Horch, der Versammlungsort der „Getreuen": interessantes Gedenkbuch; silberner Pokal in Form eines Kibitzeies, Geschenk des Fürsten Bismarck.
Nebenbahn nach (ß km) Carolinensiel-Harle (S. 75; gutes Restaur., auch Z.).

Diesseits (20km) Wittmund (Bahnhofshotel) über die preußische Greuze. Kleinbahn nach Leer (S. 74).

33km Esens (Gasth.: Wessel, Z. 2, F. 3/4, M. 2 W, gelobt; Deutsches Haus; Bahnhofshot.), Stadt mit 2100 Einw., Hauptort des Harlingerlandes, einer 400qkm großen fruchtbaren Marschlandschaft, die lange ein Lehen des Herzogtums Geldern war und erst 1743 durch Preußen mit Ostfriesland vereinigt wurde. In der Stadtkirche bemerkenswert der Taufstein (1474) und die Grabdenkmäler friesischer Häuptlinge.

Von Esens nach Spiekeroog s. S. 75.

46km Dornum (Gasth.: Hof von Ostfriesland). Nach Baltrum s. s. 75. — 148km Hage; nahebei das moderne Schloß Nordeck. 5 Min. w. vor dem Ort liegt Lützburg, schönes, 1895 neu erbautes Schloß des Fürsten Knyphausen, mit Park.

62km Norden (Gasth.: Schmidl's Hot. zum Weinhaus, Z. '2-3, F. 3/4, M. 2-3 M; Deutsches Haus, Z. 2, F. 3/4, M. 2 M; Centralhotel), gewerbthätiges Städtchen von 7000 Einwohnern. Am Markt (vom Bahnhof durch die Bahnhofstraße und den Neuen Weg, dann l. durch die Oststraße) die luth. St. Ludgerikirche, 1445 im gotischen Stil erneut; davor ein Bronzestandbild des Fürsten Bismarck, von Künne (1901). Unweit s. w. das Alte Rathaus aus dem Anfang des XVI. Jahrh. — Wagen nach Liitzburg (s. oben) 3M; Fußgänger gebrauchen 3/4 St.

Von Norden und s. S. 75; — nach Emden s. s. 75.
15. Von Hamm über Rheine nach Emden.
21AkLu. Schnellzug in St.. Personenzug in 5 St. für f 7.20, 12,90, 8.11).
Hamm s. S. 103.
— Jenseit (22km) Rinkerode über den Dort-
mund-Ems-Kanal.
35km Münster, s. S. Sä.
Weiterhin durch einförmige Gegend viel Heideland
. — 51 km
Greee an der Ems, in die hier die Aa mündet. — 74km Rheine,
82 km Salzberyen (S. 85).
— 91 km Leschede. Die Bahn über-
schreitet die Ems.
— 10ökm Lingen (Gasth.: Heeger), Kreisstadt
mit 7000 Einw., 1685-1809 Sitz einer Universität
. — 125km
Meppen (Gasth.: Kerckhoff, vorm. Brüggemann, Z. 21/2-3, F. 3/4,